The Darkest Red: Aus Nebel geboren (German Edition) by Bold Emily

The Darkest Red: Aus Nebel geboren (German Edition) by Bold Emily

Autor:Bold, Emily [Bold, Emily]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Urban Fantasy
veröffentlicht: 2014-01-01T23:00:00+00:00


Ein Hauch von Lorbeer

Rom, heute

Die schnellen Schritte des Boten hallten durch die langen Gänge des Apostolischen Palastes. Kardinal Paschalis wartete bereits seit Tagen auf die Nachricht, darum rannte Alerio beinahe durch die Flure.

Er wusste nicht, wer ihm die Botschaft hatte zukommen lassen, denn sie war, wie schon zuvor, im Gästehaus, für dessen Ordnung er zu sorgen hatte, abgegeben worden, ohne dass jemand hätte sagen können, von wem. Das beunruhigte ihn, denn niemand kam ohne Genehmigung in die Vatikanstadt hinein. Und ganz sicher nicht wiederholte Male. Aber er hatte aufgehört, dem auf den Grund gehen zu wollen, denn kaum hatte ihn der erste Umschlag auf diesem Weg erreicht, war er von Kardinal Paschalis gerufen worden. Dieser hatte ihm auferlegt, höchstes Stillschweigen über die Nachrichten, deren unsichtbaren Überbringer und dessen Kontakt zu Paschalis selbst zu wahren.

Alerio schwitzte unter der Soutane, und seine Finger hinterließen feuchte Fingerabdrücke auf dem versiegelten Brief. Er war versucht gewesen, ihn gegen das Licht zu halten, um eine Ahnung davon zu bekommen, was genau er da in den Händen hielt, aber dann hatte er davon Abstand genommen. Das dicke Papier des Umschlags hätte ohnehin nichts über den Inhalt preisgegeben.

Direkt vor ihm standen zwei Wachen der Schweizer Garde in der typisch orange-blauen Uniform neben der doppelflügeligen Tür zu Kardinal Paschalis‘ Arbeitszimmer. Anders, als die Gardisten, die die wenigen Eingänge zur Vatikanstadt bewachten, verzichteten sie im Herzen des Kleinstaates auf die metallenen Brustpanzer und die Hellebarde. Trotzdem fürchtete Alerio, abgewiesen zu werden, denn er kam unangemeldet.

Um einer Zurechtweisung zu entgehen, mäßigte er seine Schritte und versuchte, seinen beschleunigten Atem zu beruhigen. Um größtmögliche Wichtigkeit bemüht, streckte Alerio die Brust stolz heraus und hielt sich so gerade, wie er konnte. Verstohlen wischte er sich die schweißnassen Hände an seiner Soutane ab und umfasste die Nachricht fester.

„Ich habe eine dringliche Botschaft für Kardinal Paschalis“, erklärte er beim Näherkommen, und das Nicken eines Gardisten bedeutete ihm heranzutreten.

Er klopfte fest an die Tür, sodass seine Knöchel schmerzten, aber man ihn im Raum dahinter auch hören würde. Sogleich wurde er hereingebeten. Mit demütig geneigtem Kopf trat er ein.

Der fettleibige Kardinal war tief über seine Papiere gebeugt, die vor ihm auf dem ansonsten vollkommen leeren und blank polierten Schreibtisch lagen. Die schiere Größe seines Arbeitsplatzes ließ auf tonnenschwere Verantwortung und weltverändernde Entscheidungen schließen. Wie die Male zuvor kam sich Alerio sehr unbedeutend und klein vor, als er darauf wartete, dass der Kardinal ihn mit seiner Aufmerksamkeit beehren würde.

Schließlich räusperte sich Paschalis, schnappte hörbar nach Luft und rieb sich die Brust. Endlich sah er auf, und es war, als fragte er sich, wie lange Alerio schon im Raum sein mochte. Der verneigte sich und betete, dass Gott den Kelch an ihm vorübergehen lassen möge, den Kardinal zu beatmen, sollte seine Lunge unter dem ganzen Fett zusammenbrechen.

„Eminenz“, grüßte er freundlich und hob den Umschlag. Er wollte so schnell wie möglich zurück in sein Gästehaus. Sollten doch die Gardisten den Retter spielen – das war schließlich deren Aufgabe.

Aber Alerio war umsonst besorgt gewesen. Als der Kardinal den Brief sah, kam Leben in seine massige Gestalt, und sein Blick verfinsterte sich.



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